....die Sprache kann nur wiedergeben was uns als Gesellschaft ausmacht
Seit einiger Zeit wird von offizieller Seite zunehmend oft
von der Verrohung der Sprache gesprochen. Immer geht es um Hass und Hetze im
Netz, die sich immer öfter auch im wirklichen, realen Leben entlädt. Attentate
auf Gebetshäuser, auf Politiker oder deren Büros, Restaurants anders Gläubiger. Und da geht es
nicht mehr um räuberische Erpressung, wie man das aus alten Filmen über die „Ehrenwerte
Gesellschaft“ kennt, sondern zumeist um Hassverbrechen.
Ich halte das für Heuchelei.
Die Verrohung der Sprache ist ein Indiz für eine schon lange
verrohte Gesellschaft, in der wir leben. Solange es wirtschaftlichen Profit und
Erfolg verspricht, ist offenbar alles erlaubt. Und selbst, wenn das
Strafgesetzbuch keinen Straftatbestand erkennt, so sagt uns doch unser
christlich geschultes Moralverständnis, dass sich nicht alles damit
rechtfertigen lässt.
Vieles, was unser tägliches Handeln bestimmt, kommt aus
unserem Unterbewusstsein. Unser Unterbewusstsein nimmt viel mehr auf, als uns
bewusst ist. Wir verarbeiten nicht immer bewusst, was wir an Informationen
aufnehmen und abspeichern.
Ich bin aber überzeugt davon, als Laie, dass die
Informationen uns beeinflussen, die uns täglich erreichen.
Worauf will ich hinaus?
Ich verfolge den Gedanken, dass die Verrohung der Sprache,
Ausbrüche von Hass und Hetze gegen Menschen mit bestimmten Merkmalen,
Tierquälereien nichts anderes sind, als die Summe der Informationen, die der Mensch
täglich aufnimmt.
Kaum jemand verurteilt Konzerne nicht, die verantwortlich
sind für die Ausbeutung der Arbeitskräfte, ja sogar von Kindern, und der Umwelt
in der Dritten Welt. Auch die meisten deutschen Unternehmen lassen in Asien,
Südostasien produzieren.
Von Adidas habe ich vor gut einem Monat gelesen, dass die
deutsche Niederlassung geschlossen werden soll. Man verlagert die Produktion
ins Ausland.
Es wird darüber gesprochen, man schüttelt den Kopf und
schimpft womöglich noch darüber. Keine 5 Minuten denkt man daran, dass man unbedingt
an die Serie xyz denken muss, die um 21.00 Uhr anfängt….
Bilder und Videos aus Schlachthöfen, Tiertransporten und aus
der Massentierhaltung lassen uns den Atem stocken. Trotzdem kauft die Mehrheit
der eben noch betroffenen Menschen Fleisch im Discounter ohne daran zu denken,
dass das Lebewesen, das zu diesem Stück Fleisch gehörte, ebenso gequält worden
ist.
Gestern und heute wurde bekannt, dass es in China massive
Menschenrechtsverletzungen gibt, die über das hinaus gehen, was eh schon
bekannt war.
™ Hinter dem sperrigen Namen "Integrationsplattform für
gemeinsame Einsätze" verbirgt sich eines der vielleicht ausgeklügeltsten
technischen Unterdrückungswerkzeuge der Welt: Eine Datenbank der chinesischen
Zentralregierung, mit der in der Autonomieregion Xinjiang lebende Muslime - die
meisten von ihnen gehören zur Minderheit der Uiguren - überwacht werden.
Die "Integrationsplattform" ist gefräßig: Die
Nichtregierungsorganisation Human Rights Watch berichtete kürzlich, was
Regierungsbeamte alles einspeisen: Zwischenmenschliche Beziehungen,
Bewegungsprofile von Smartphones und Autokennzeichen, Informationen über den
Stromverbrauch, wann und wo jemand getankt hat - sogar, ob die Person der
Eigentümer des Fahrzeugs war oder nicht. Mit Dutzenden Datenpunkten wird jeder
Mensch eingestuft.™
Wie jetzt bekannt wurde, sollen Siemens und VW davon partizipieren.
™China-Experte Adrian Zenz sagte im Interview mit NDR, WDR
und SZ, dass aus seiner Sicht zumindest ein Teil der Insassen der
Internierungslager nach der Entlassung gegen ihren Willen als Arbeitskräfte
eingesetzt werden. Auch die China Cables legen diesen Verdacht nahe.
"Fabrikgebäude befinden sich teilweise im gleichen Areal wie die
Umerziehungslager", sagt Zenz. Die Regierung baue die Internierungslager
"vorausschauend auf industriellen Parks und Arealen", damit die Zwangsarbeiter
keine weiten Wege haben, so der Wissenschaftler.™
Man kann eigentlich nur mit Fassungslosigkeit darauf
reagieren. Innerhalb der EU wäre solches Gebaren undenkbar. Und weil es den
großen chinesischen Markt betrifft, nehmen wir es hin?!
China ist weit weg und dank der chinesischen Politik dringt
auch nur wenig nach draußen, so dass es uns im alltäglichen Einerlei nicht
weiter berührt.
Tatsächlich nicht?
Mir kann einfach niemand erzählen, dass es ohne Auswirkungen
auf den menschlichen Geist und ohne Auswirkung auf die menschliche Psyche
bleibt, wenn durch die Flut der Nachrichten stets und ständig mit schlechten
Nachrichten konfrontiert wird.
Es gibt Menschen, die fallen in Depressionen, Mutlosigkeit, Ängste
und Resignation. Andere macht es aggressiv und es entlädt sich. Man sucht sich
ein Ventil, einen Schuldigen, den man mittels der sozialen Medien fast ohne
Gefahr beschimpfen kann, oder andere Verbalinjurien an den Kopf knallt. Sogar
ein Gericht urteilte kürzlich, dass eine Politikerin es aushalten müsse, aufs
übelste Beschimpft zu werden.
Unfassbar.
Tierschützer haben schon mehrfach versucht, die psychische Belastung
durch Tierquälerei ins Gespräch zu bringen, um Tierquälerei durch Gesetze zu
unterbinden. Ich erinnere mich an Stefan Bernhard Eck, der es als MEP ins
Gespräch brachte, weil in Rumänien täglich viele Kinder mitansehen müssen, was
Hundefänger mit Hunden anstellen.
Und die Industrie hinter der Massentierhaltung?
Seht euch um auf den Seiten von Animal Angels, ARIWA, Animal
Equality, Deutsches Tierschutzbüro, Peta. Alles furchtbare, was dort zu sehen
ist, soll durch den monetären Gewinne zu rechtfertigen sein.
Wenn das so ist, was darf man dann von unserer Moral halten?
Was ist der christliche Wertekanon wert, wenn dem finanziellen Profit alles
unterworfen ist?
Und auch in Deutschland wächst die Zahl der Obdachlosen,
Menschen, die die ständig steigenden Mieten nicht mehr bezahlen können, die
einen Lohn erhalten, bei dessen Erschöpfung noch jede Menge Monat übrig ist.
Und das alles soll „normal“ sein.
Der Neoliberalismus hält es für normal, dass es Unterschiede
unter den Menschen gibt, gemeint ist, die, die zur Elite gehören und die, die
es nicht tun. Und nein, ich denke nicht, dass alles verstaatlicht werden muss.
Aber ich finde, dass nicht alles dem Markt unterworfen sein kann, vor allem
nicht, was die Daseinsvorsorge angeht.
Wenn wir also etwas gegen die Verrohung der Gesellschaft tun
wollen, dann müssen wir uns auf die Moral besinnen. Ich meine nicht, die-kein-Sex-vor-der-Ehe-Moral.
Sondern eine Ethik im Handeln.
Da wäre viel zu tun!
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